Herr Christoph Keese hat ja einen interessanten Artikel in die Welt gesetzt (haha)
Aber eigentlich ist der Artikel nicht zum Lachen. Ich konnte nur mit dem Kopf schütteln über diese stumpfsinnige Argumentation.
Anscheinend ist es zum Journalistensport geworden, auf Lafontaine herumzuhacken. Wenn man sich aber mal die Argumente genauer ansieht, müsste man den Artikel neu schreiben. Zum Beispiel:
Original: Oskar Lafontaine ist bekannt für seine Rhetorik. Dabei ist vor allem seine Argumentationstechnik eine Analyse wert. Denn der Chef der Linkspartei reißt Zitate mutwillig aus dem Zusammenhang, um prominente Kronzeugen zu erschaffen.
Korrektur: Christoph Keese ist bekannt für seine Rhetorik. Dabei ist vor allem seine Argumentationstechnik eine Analyse wert. Denn der Chef der Welt am Sonntag reißt Zitate mutwillig aus dem Zusammenhang, um prominente Kronzeugen zu erschaffen. Wie es in seinem Artikel auch ersichtlich ist.
Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.
„Er verklärte die beiden zu Freiheitshelden und berief Chávez, der gerade einem kritischen Fernsehsender die Lizenz abgedreht hatte, zum Verteidiger der Pressefreiheit.“
Zum einen wurde dem besagten Fernsehsender die Lizenz entzogen, weil der Sender zum Putsch aufgerufen hat. (Würde auch in Deutschland so laufen!) Zum anderen gehört nunmal auch Lafontaines Meinung unter das Thema Pressefreiheit.
„Dann folgte in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ eine Generalabrechnung mit dem Kapitalismus, der die Reichen angeblich immer reicher und die Armen immer ärmer und unfreier mache.“
Wieso angeblich? Leben sie in Mallorca oder auf irgendeiner Luxusvilleninsel Herr Keese? Ansonsten sollten sie mal mit offenen Augen durch die Städte laufen und sich auch mal die Armutsberichte ansehen.
„Hier legte Lafontaine seine alte Platte auf: Generalstreiks soll es geben, obwohl sie verboten sind. “
Aber warum es keine Generalstreiks geben soll, erläutert Herr Keese hier nicht. Finden Sie dafür keine Argumente?
„Netzgebundene Industrien wie Energie, Gas, Wasser und Strom will er verstaatlichen und Privatisierungen rückgängig machen. Der Staat soll wieder mehr regulieren. Lauter Rezepte, die Wirtschaftswachstum verhindern, Arbeitsplätze vernichten und den Wohlstand verringern.“
Bei jeder Privatisierung werden Arbeitsplätze vernichtet. Das kann man jeden Tag nachlesen. Es wird dabei höchstens der Wohlstand der Manager, die die privatisierten Betriebe leiten, verringert. Ich sehe bisher nichts von einem Wirtschaftswachstum durch privatisierte Energiedienstleister, sondern nur die Gefahr von Atomunfällen, da bei privaten Atomkraftwerken nunmal eher der Profit denn die Sicherheit im Vordergrund steht, egal wieviel da schöngeredet wird. Das ist doch Kapitalismus, dass man Profit machen muss, oder hab ich da was falsch verstanden? Sicherheit ist doch höchstens ein Unkostenposten in der Bilanz.
„Obwohl Lafontaines Texte von gefährlichen Ideen nur so strotzten, hat ihm aus den beiden Volksparteien kein Politiker von Rang öffentlich widersprochen.“ Und warum?
Weil: „In der SPD will man den Abtrünnigen nicht mit einer Antwort aufwerten, in der Union hofft man auf das Scheitern Lafontaines an seinen eigenen Widersprüchen und seiner notorischen Sprunghaftigkeit.“
Naheliegender scheint mir, dass weder die SPD noch die Union Lafontaines Argumenten etwas entgegenzusetzen hat und daher lieber auf niveaulose Phrasen zurückgreifen.
Und zu guter Letzt: Lafontaine hat laut Herrn Keese das folgende Zitat falsch gebraucht. „Pressefreiheit ist die Freiheit von 200 Leuten, ihre Meinung zu verbreiten.“
Was soll an diesem Satz falsch sein? Da hilft auch nichts, dass man den Originalautor als Nazi entlarvt.
Es folgt nun von mir eine Aufreihung von angeführten Zitaten aus dem Artikel, die für Herrn Keese absolut falsch und realtitätsfremd erscheinen.
„Wer behauptet, das sei heute anders und die deutsche Presse sei ,frei‘ von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Interessen, hat den Blick für die Verhältnisse verloren.“ (Lafontaine. Übrigens… wenn die INSMDPA-Pressemitteilungen unrecherchiert übernommen werden, siehe Arbeitslosenstatistik, ist dieses Zitat im Vergleich dazu noch relativ harmlos)
„Vor Meinungen aller Couleur gibt es kaum ein Entkommen.“ (Zitat Herr Keese. Ganz einfach nachzuprüfen in den TV-Nachrichten diverser Sender und auch durch verschiedene Zeitungen)
„Beim heutigen Stand der Dinge ist eben doch der Sozialismus die einzige Lehre, die an den Grundlagen unserer falschen Gesellschaft und Lebensweise ernstlich Kritik übt.“ (Zitat Original Herrmann Hesse, genutzt von Lafontaine) Weiter heisst es da „Ich selbst bin nicht Sozialist und halte diese Weltanschauung für genauso anfechtbar wie jede andere.“ In diesem Sinne könnte man genausogut sagen, dass sie Herrn Hesse für ihre Argumentation missbrauchen, Herr Keese.
Und so weiter und so fort. Man kann diesen Artikel genauso zerpflücken. Schaut euch diese peinliche Nummer aber am besten selbst an.
Update: Auch die Linkszeitung hat verschiedene Argumente gegen Lafontaine auf wunderbare Weise zerpflückt. Seht selbst. Gefunden auf an Perspektive2010.